Lyrik

 

Redsam will ich schweigen.
Keiner wird mein Schweigen hören.
Und niemals soll das Weltentreiben
Mich in meinem Schweigen stören.
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Mir kommt es vor wie eine Ewigkeit,

Daß wir beide uns schon kennen.

Und mir scheint es keine Kleinigkeit,

Wenn Du und ich einander Freunde nennen.

Doch ab und an in meinem Hirne flattern graue Raben,

Aufgestiegen aus verborgenen, schmutzigen Seelengossen,

Künden krächzend: Nie wird jemand tief sich in dich graben.

Dein Herz, Dein Herz ist viel zu fest verschlossen.

Dann bricht schwere Wehmut in mich ein,

Weil ich gut verstehe ihrer Worte Sinn.

Ich hoffe nur, Du magst es mir verzeihen

Und kannst ertragen, wie ich bin.


Käpten meines Herzen

Bei leichter Brise, geblähtem Segel,
Kräuselnden Wogen, hohem Wasserpegel
Verließen wir den einsam lärmend´ Hafen,
Wo wir zufällig uns im Gewimmel trafen.
Stachen in das seicht Gewässer,
Tag auf Nacht trieben wir es kesser,
Machten Unfug, lebten süße Zweisamkeit,
Und frönten mit unbefangener Heiterkeit
wilden Freuden, ausgelassnen Scherzen.
So warst du schnell der Käpten meines Herzen.

Landeten an bläulich schattige Gestade,
Von da wiesen uns verschlängelt Pfade
Zu Bergen nebelweiß, Wasserfällen, Tälern grün,
Entrückt jeglich´ Wollen, Streben, Mühen.
Aber bald hatten genug wir zwei
Von dem Gefühlsdusel Einerlei,
Flohen an Bord, Mast gesetzt, Anker klar,
Raus aufs Meer, wo das Leben, die Gefahr.
Mochten Stürmen trotzen; lieber beben, zittern,
Wenn die Rahe bricht, die Blanken splittern.
Dann als wir vorbei an den Westmeerinseln brausten,
Wo die schmachtenden Sirenen hausten,
Lachend hört ich sie mit Schalmeienklange circen
Denn mich bannt´ der Käpten meines Herzen.

Später als wir uns heillos stritten,
Erbärmlich Schiffbruch dabei noch erlitten,
Geworfen ich an rauhe Klippenküsten,
Du durchstreiftest trocken staub`ge Wüsten,
Getrennt, was uns verband scheinbar dahin,
Bewahrt ich dich trotz allem fest im Sinn,
Bis wir lautlos uns wiedergefunden,
Um vereint in unsren Seelen, den geschund´nen,
Das schrägäugige Untiere auszumerzen,
Bliebst auch da stets Käpten meines Herzen.

Nie und nimmer kann es enden,
Wohin sich wird das Blatt auch wenden,
Tief im Grunde, wie die selt´nen Erzen,
Ruhst in mir, du, Käpten meines Herzen.

Verschlägt es mich in öde Fluren,
Prophezeien mir himmlische Auguren,
Kein Glück sei mir fortan je beschieden;
Werd ich von der Welt zerrieben,
Sich das Unheil über mir zusammenbraut,
Gar der Heimat ich beraubt,
Führt in Ketten man mich fort,
Fall zum Opfer schäbigem Komplott,
Oder muß mich Elend, Armut fügen,
Verbrennt die Erd´ in tausend Kriegen,
Bei denen ganze Staaten untergehen,
Länder zu Staub und Asch´ verwehen,
Revolten, Unruhen, Aufruhr toben
Die das Unten kehr´n nach oben,
Ringsum Städte, Dörfer qualmen,
Alles was uns Teuer sie zermalmen,
Präsidentenköpfe rollen, Kanzlerhälse spalten;
Ja, sollt´ selbst das Universum ganz erkalten,
Alles, all das kann ich leicht verschmerzen,
Verlier ich bloß nicht dich, Käpten meines Herzen.

Niemals will ich dich entbehren,
Kein Ruhm und keine Ehren,
Weder Schand´ noch Tadel sollen mir je verscherzen
Deine Nähe, deinen Anblick, Käpten meines Herzen.

Vielleicht bald, vielleicht fern, daß ich dich verlasse.
Wenn meine Hülle auf der düsteren Barkasse
Übern Styx sich zur ewigen Stille schickt,
Meine Seele zweifelnd sich verdrückt,
Dann lenke deine Schritte
Aus der abgeschiedenen Kajüte.
Schau nur hoch zur nächtlichen Himmelsweite,
Welch der blasse Mond gibt sein Geleite,
Siehe, wo die Sterne flackern, gleich unlöschbaren Kerzen,
Dort bist du noch immer Käpten meines Herzen.